Digital Society Index 2020: Datensensibilität sinkt mit steigender Vorteilserwartung

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Trotz Misstrauen gegenüber dem Datenschutz besteht unter den Verbrauchern ein lockerer Umgang mit persönlichen Daten 

  • 70% in Deutschland sind der Meinung, dass Datenmissbrauch eine der Hauptursachen für das Misstrauen in den Technologiesektor ist
  • Weiter würden 70% der Befragten in Deutschland ihre Kundenbeziehung zu Unternehmen beenden, wenn diese personenbezogene Daten verlieren oder missbrauchen würden
  • Dennoch sind die Bemühungen den Zugang zu persönlichen Daten rechtlich zu unterbinden oder zu modifizieren in Deutschland, verglichen mit dem globalen Durchschnitt, mit 11% unterdurchschnittlich niedrig, und nur 8% sagen, dass sie während der letzten 12 Monate eine Beschwerde gegen eine Organisation eingereicht haben
  • Zudem haben weniger als die Hälfte (43%) in diesem Zeitraum Maßnahmen vorgenommen, um ihre Daten, insbesondere im Web, zu schützen

Frankfurt, 30. Juli 2020: Die Ergebnisse des globalen Digital Society Index (DSI) von Dentsu Aegis Network mit dem Schwerpunkt „Decoding Data Dynamics“ wurden heute veröffentlicht. Die Studie basiert auf 32.000 Befragten in 22 Märkten und wurde im Zeitraum März und April 2020 durchgeführt. Im Fokus steht die Einstellung, Bewertung und Erwartungshaltung der Verbraucher gegenüber der kommerziellen Nutzung von persönlichen Daten. Zudem untersucht die Studie, inwiefern ein grundsätzliches Misstrauen hinsichtlich des Schutzes ihrer Daten zu Datenschutzaktivitäten führt. Es ergibt sich eine paradoxe gesellschaftliche Situation, eines hohen Misstrauens in den Datenschutz und einem geringen Handlungsinteresse der Verbraucher diesem aktiv entgegenzuwirken.

Die Komplexität ist mit der Datenschutz-Grundverordnung und dem jüngsten EuGH Urteil weiter gewachsen. Die verpflichtenden Maßnahmen sind nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Verbraucher eine starke Herausforderung. Die COVID-19 Krise hat eine Diskussion um den Schutz von persönlichen Daten nochmals dynamisiert. Die aktuelle DSI-Studie von Dentsu Aegis Network bildet eine Bestandsaufnahme, wie skeptisch die Gesellschaft gegenüber dem Schutz von persönlichen Daten eingestellt ist. Weiter liefern die Ergebnisse Marken Einblicke, welche Schritte für einen Vertrauenszuwachs unternommen werden müssen und welcher Gegenwert für die Herausgabe persönlicher Daten von Verbrauchern erwartet wird.

Aktiver Datenschutz durch Verbraucher eher selten

Die Sorge vor einem Datenmissbrauch ist in Deutschland mit einer Zustimmung von 70% im weltweiten Vergleich überdurchschnittlich hoch. Trotzdem scheint diese Skepsis das Datenschutzverhalten der Verbraucher weniger stark zu verändern. Denn weniger als die Hälfte in Deutschland hat innerhalb der letzten 12 Monate Aktivitäten unternommen, um die eigene Daten im Web besser zu schützen. Das mag auch an der Entwicklung liegen, dass die Verbraucher grundsätzlich wenig Bestrebungen zeigen, ihren digitalen Konsum erheblich zu reduzieren.

Kaum Interesse persönliche Daten für maßgeschneiderte Leistungen zu teilen

Die Studie von Dentsu Aegis Network zeigt durchweg ein unterdurchschnittliches Interesse in der deutschen Bevölkerung persönliche Daten mit Unternehmen und Organisationen zu teilen, um bessere individuelle Services zu erhalten. Immerhin würden 39% der deutschen Umfrageteilnehmer die Herausgabe Ihres Namens und Alters, gefolgt von der E-Mail-Adresse (38%), Postanschrift (25%), ortsbezogene Daten (22%) und dem eigenen Bildungsgrad (21%) akzeptieren. Mit 6% Zustimmung besteht hingegen kaum Zuspruch für die Offenlegung von Daten zur sexuellen Präferenz, politischen Einstellung sowie zum Einkommensniveau und Kreditwürdigkeit.

Die Sorge vor Datenmissbrauch betrifft nahezu alle Branchen

Es gibt kaum Branchen, denen die Verbraucher hinsichtlich Datenschutz vertrauen. Am schlechtesten kommt die Pharma-Branche in Deutschland, verglichen mit dem globalen Durchschnitt, weg. Lediglich 29% der deutschen Befragten bescheinigen diesem Sektor einen vertrauensvollen Umgang mit personenbezogenen Daten, versus 48% im globalen Durchschnitt. Am stärksten haben allerdings, mit 23% Zustimmung eines sicheren Datenumgangs, Medien- und Unterhaltungsunternehmen zu kämpfen. Mit knapp der Hälfte an Zustimmung (49%) in Deutschland genießen Behörden und Regierungsorganisationen noch am meisten Vertrauen hinsichtlich des Datenschutzes.

Verbraucher wollen ihre Daten nicht preisgeben, teilen sie aber dennoch  

Im Rückblick auf die letzten 12 Monate erweisen sich Bemühungen der Verbraucher sich aktiv gegen die Verwendung von eigenen Daten zu wehren als gering. So haben nur 26% in Deutschland angegeben sich für den Empfang von personalisierten Werbemitteln ausgetragen zu haben. Auch sind negative Erfahrungen beim Datenschutz unter den Verbrauchern eher eine Seltenheit. Nur 11% sahen sich in den letzten 12 Monaten mit Datenmissbrauch konfrontiert oder haben mit gleich hohem Anteil hierbei rechtliche Schritte eingeleitet. Weiter haben nur 8% der deutschen Befragten Beschwerden in Bezug auf die Datennutzung bei Unternehmen oder Organisationen eingereicht.

Mehrwerte und monetäre Vorteile für Verbraucher begünstigen die Herausgabe persönlicher Daten

Die Sensibilität für den Schutz der persönlichen Daten sinkt, wenn sich daraus ein monetärer Vorteil erwirtschaften lässt. Rund ein Fünftel (19%) der deutschen Umfrageteilnehmer haben in den letzten 12 Monaten ihre personenbezogenen Daten für Nutzungszwecke wie z. B. Marktforschung verkauft – einer der Spitzenwerte im globalen Vergleich. Mit wachsenden Vorteilserwartungen sinken für fast die Hälfte der deutschen Befragten die Vorbehalte hinsichtlich missbräuchlicher Datenverwendung. Insbesondere, wenn es sich um maßgeschneiderte Angebote, Rabattierungen oder exklusive Zugänge handelt. Das Ergebnis verdeutlicht eine gewisse paradoxe Verbraucherhaltung, kein hohes Interesse oder Skepsis zu haben persönliche Daten zu teilen, jedoch diese Einstellung durchaus für einen Eigennutzen zu egalisieren.

Ableitungen für Marken: Datensensibilität als wachsende Herausforderung für Unternehmen

Als ein Kernergebnis des DSI müssen sich Unternehmen branchenübergreifend mit einem hohen gesellschaftlichen Misstrauen beim Datenschutz auseinandersetzen. Auch wenn Offenheit bei den Verbrauchern besteht, ihre personenbezogenen Daten gegen Mehrwerte bereit zu stellen, sind Unternehmen in der Pflicht einen vertrauensvollen Umgang mit den Daten zu gewährleisten. Der Vertrauensaufbau muss auf einer transparenten Informationspolitik basieren und Verbraucher hinsichtlich Zustimmung und Verwaltung ihrer Daten einbeziehen. Datenschutz muss sich als ein wichtiger Teil in der Unternehmenskultur weiter etablieren. So müssen sich Marken kontinuierlich eine Datenkompetenz aufbauen und Ressourcen schaffen, um mit den wertvollen Datengrundlagen einen maximalen Effekt mit legalen Mitteln zu erwirtschaften. Neben dieser Expertise wird es notwendig sein, auch technologische Infrastrukturen für ein effizientes und effektives Daten-, Analyse- und CRM-Management zu schaffen. Unternehmen sind also in mehrfacher Hinsicht gefordert in Datensicherheit zu investieren: um sich selbst im Umgang mit den Daten zu sensibilisieren, dem Bedürfnis der Verbraucher nach mehr Datensicherheit nachzukommen und einen positiven Beitrag für das gesellschaftliche Problembewusstsein gegenüber der Datennutzung zu leisten.


Dr. Ulrike Handel, CEO Dentsu Aegis Network Deutschland & DACH, kommentiert:

„Das gesellschaftliche Misstrauen gegenüber einem sicheren Umgang mit persönlichen Daten durch Unternehmen und Organisationen ist sehr ausgeprägt. Marken müssen die datenschutzrechtliche Beziehung zu ihren Kunden kontinuierlich neu bewerten, um Spannungen vorzubeugen. Eine transparente Kommunikation und Selbstbestimmung der Konsumenten bilden eine wichtige Basis Vertrauen zu gewinnen. Unternehmen und Organisationen stehen in der Pflicht über Technologien zur Datennutzung nicht nur für die eigenen Handlungszwecke Vorteile zu schaffen, sondern auch für die gesellschaftlichen Interessen Mehrwerte zu liefern.“


Den vollständigen Report Digital Society Index “Decoding Data Dynamics” erhalten Sie über diesen Link


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