Business Intelligence

Das Team rund um Silvia Wallner

Die Wiederverwendungsbewegung hat nicht zuletzt durch den Erfolg von Reseller-Plattformen wie willhaben.at Aufschwung erhalten. Mittlerweile erkennen auch große Unternehmen wie H&M das Potential, das im Second-Hand Markt schlummert. Aber auch kleinere Firmen besetzen mit ihren Ideen zur Wiederverwertung, Reparatur bzw. Aufwertung von Waren erfolgreich den Markt.

Wir haben nachgefragt, welche Artikel die ÖsterreicherInnen zwischen 15 und 65 Jahren lieber reparieren lassen, anstatt sie durch neue zu ersetzen, die Beweggründe hinter Recycling, aber auch die Hemmfaktoren. Ebenso haben wir die Liste der beliebtesten Artikel, die gebraucht erworben werden, erhoben.

Begriffe wie „Second Hand“, „Refurbished“ (=qualitätsgesicherte Überholung und Instandsetzung alter Geräte), Upcycled (=stoffliche Aufwertung alter Gegenstände bzw. Verpackungen durch kreieren neuer Produkte) sind (wieder) in Mode. Immer mehr Unternehmen springen auf diesen Trend auf, mit dem sich nicht nur Geld verdienen lässt, sondern gleichzeitig ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet wird. Bekannte Marken sind hier „Refurbed“, „Too good to go“ aber auch Kleinstunternehmer, die Materialien wiederverwenden.

Teurere Dinge werden eher repariert anstatt sie zu ersetzen
Elektrogeräte lassen mehr als zwei Drittel der Befragten wieder Instand setzen. Bei Sportartikeln sowie Kleider und Schuhe geben dies etwas mehr als die Hälfte der Befragten an. Nur jeder Zehnte hat noch nie einen Gegenstand zur Reparatur gebracht.

Bücher werden von fast einem Drittel der 15 bis 65 Jährigen gebraucht gekauft. Ein Viertel der Befragten hat schon einmal Second-Hand Kleidung gekauft, bei Möbeln ist es nur jeder Fünfte. Ein Viertel gibt an noch nie gebrauchte Sachen gekauft zu haben. Gebrauchte Gegenstände werden nicht regelmäßig erworben. Fast ein Drittel gibt an, einmal im Quartal Second Hand Ware zu kaufen, fast die Hälfte erwirbt nur 1 bis 2 Mal im Jahr etwas Gebrauchtes.

Warum werden gebrauchte Gegenstände gekauft?
Die Kostenersparnis gegenüber neuen Produkten ist für zwei Drittel der 15 bis 65 Jährigen ausschlaggebend gebrauchte Gegenstände zu kaufen. Mit großem Abstand folgt auf Platz 2 der Gedanke, durch die Wiederverwendung von Second Hand Produkten, die Umwelt zu schonen.

Wiederverkaufsportale boomen
Die wichtigste Drehscheibe für gebrauchte Dinge sind Online-Plattformen. Willhaben.at ist in dieser Kategorie österreichischer Platzhirsch und mit 81,4 Mio. Visits im Mai unter den Top 10 der beliebtesten Online Seiten Österreichs. Im Februar 2021 waren 9 Mio. Artikel bei willhaben.at eingestellt. Der klassische Flohmarkt, mit dem Vorteil, die Dinge direkt persönlich begutachten zu können, liegt weit abgeschlagen und wird nur von etwas mehr als einem Fünftel der Befragten zur Beschaffung von Gebrauchtem genutzt.

Second Hand Geschäfte liegen mit 17% dahinter, erleben jedoch gerade wieder einen Boom, stationär wie online. Das hat auch der Moderiese H&M erkannt und 2015 in die Second Hand Tochter Sellpy investiert. In Österreich ist das Unternehmen seit Anfang des Jahres 2021 tätig.

Ablehnung gegenüber gebrauchten Gegenständen
Das Verschenken von Second Hand Ware ist in Österreich noch nicht so weit verbreitet. Erst ein Drittel der Befragten hat schon einmal einen gebrauchten Gegenstand gekauft, um ihn dann weiter zu schenken.
Von den Befragten, die noch nie einen gebrauchten Artikel gekauft haben, gibt etwas mehr als die Hälfte an, es nicht zu mögen, wenn der Gegenstand schon vorher benutzt bzw. getragen wurde. Die Garantieleistung ist für zwei Fünftel der 15 bis 65 Jährigen ein Grund, neue Produkte zu bevorzugen. Für ein Fünftel spielt der Aspekt, es sich leisten zu können, die Gegenstände neu zu kaufen, eine Rolle bei der Entscheidung.

Fast die Hälfte der Befragten hat im Familien– bzw. Freundeskreis schon einmal gebrauchte Kleidung getauscht bzw. von nahestehenden Personen erhalten. Unter Frauen ist es eher üblich gebrauchte Kleidung weiterzugeben bzw. zu bekommen. Ein Drittel der Männer gibt an, noch nie bereits benutzte Kleidung bekommen bzw. getauscht zu haben. Diese Praxis auszuweiten macht durchaus Sinn, da jedes achte Teil in unserem Kleiderkasten selten bis nie getragen wird – das sind insgesamt fast 72 Mio. Kleidungsstücke.


Quellen:
1 Reppublika: Tool zur Messung der App– und Web-Nutzung in Österreich
2 https://de.wikipedia.org/wiki/Willhaben
3 https://orf.at/stories/3202990/
4 vlg. https://www.derstandard.at/story/2000127051791/hm-secondhandtochter-sellpy-will-in-20-weitere-laender-expandieren
5 https://greenpeace.at/assets/uploads/publications/